Review: Winterbilder Sampler / Bad Alchemy

Besprechung von Rigo/Bad Alchemy:

“V/A WINTERBILDER (Audiotrop, audiotrop2): Winter in Audiotropolis. Zeit, nein, nicht für Winterreisen oder Wintersport, Zeit sich zu fragen, wie Winter klingt. Nur eines war bei dieser Konzeptidee von vorne herein klar: Im Winter gibt es keine Beats. Im Audiotrop-Geflecht (zu dem die Label Satori Hype, Drittland und Paranoise zählen) lassen sich zwei Zentren ausmachen – Düsseldorf mit Scheibenreiter, Con Mocho, Sonic Ensemble, Konrad Kraft, Pondskater und Andreas Resch, und Köln mit fatagaga, Lostheim und Elfish Echo. Dazu gibt es in der Kälte heiße Drähte zu Fura Bliss (Meerbusch), elektrograd (Berlin), Shades & Shapes (Heidelberg) und zu Zengomi im fernen Tokyo. Das Ambiente in der Nähe des Gefrierpunktes ist geprägt von warmen Gedanken, umgesetzt in wohlige und wollige Frequenzen (‚Pullover & Schal‘), von der Neigung zum Winterschlaf (‚Hypnos‘) oder dem elfisch-schwärmerischen Summen einer winterfernen Fantasy (‚Zzz‘). Zengomi heizt mit Dröhnwellenharmonik, warm wie Robbenspeck. Fura Bliss setzt sich dagegen dem Wind aus, der an der Takelage zerrt und Eiskristalle streut, während man ins weiße Unbekannte treibt (‚Leeward Drift‘), und Con Mocho tanzt dazu als verführerische Fata Morgana in Nebelschleiern (‚Eismeer‘). ‚History‘ meint hier wohl Naturgeschichte, mit dem langen Atem harmonischer Orgeltöne. Konrad Kraft pflückt im Windkanal Eiszapfen und spielt damit kristallines Windspieldingdong. Lostheims verrauschter ‚Winterblues‘ hat Überreichweiten aus dem vorderen Orient. Über die Gedanken hinter Pondskaters zirpig und knarzig angerautem, gedämpftem Loop ‚Sketch 170‘ darf spekuliert werden. ‚Tauwetter‘ hat seine politische Nebenbedeutung verloren, nicht aber seine positive, als Vorgeschmack auf Frühling, aber auch Überschwemmungen. Bei Reschs Version ist eine Gitarre im Spiel, vorwärts und rückwärts. Elektrograd zupft für sein aus dem ambienten Rahmen fallendes ‚Maschinenwinter‘ spröde das Lied vom Winter unseres Missbehagens an den herrschenden Verhältnissen. Statt sich in Winterklischees zu kuscheln, scheint er Dietmar Dath zu lesen. Recht so.